
Bedeutung
Die Chelat-Therapie wird überall in der Welt praktiziert. Etwa 300.000 Patienten erhielten bisher rund 4 Millionen Chelat-Infusionen. Auch in Deutschland ist die Chelat-Therapie eine verbreitete Behandlungsmethode.
Chelat-Komplexe oder Chelate sind Verbindungen von Chelatoren (Chelatbildnern), die als sogenannte Liganden mit mehreren freien Elektronenpaaren mindestens zwei Bindungsstellen eines mehrfach positiven Zentralatoms binden. Bildlich gesprochen nehmen sie das Zentralatom von verschiedenen Seiten in die Zange. Daher kommt der Name: Das griechische Wort Χηλή (chele) heißt zu Deutsch „Krebsschere“.
Chelatbildner
Die von mir für die Chelat-Therapie eingesetzten Chelatoren sind hauptsächlich EDTA (Ethylendiamintetraacetat), DMSA (von englisch Dimercaptosuccinic acid, zu Deutsch Dimercaptobernsteinsäure) Sie werden verwendet, weil sie einerseits spezifisch und effektiv die Mineralien als Zentralatome binden, die ausgeschieden werden sollen. Andererseits sind EDTA und DMSA in therapeutischen Dosierungen und bei richtiger Anwendung ungefährlich. Manche Chelatbildner können als Kapseln eingenommen werden, andere, zum Beispiel EDTA sind nur als Infusion wirklich effektiv nutzbar.
Weitere bekannte Mittel, um Schwermetalle zu entgiften, sind auch Glutathion und seine Aminosäure-Bausteine Cystein, Glutaminsäure und Glycin. Glutathion und ebenso entgiftende Schwefelverbindungen (wie das mit „MSM“ abgekürzte Methylsulfonylmethan) kommt auch in den Phytochelatoren (Phytochelatinen) von Algen (wie Chlorella), Pilzen (therapeutisch eingesetzt werden Heilpilze) und Pflanzen (wie Koriander, auch chinesische Petersilie genannt, und Bärlauch sowie Knoblauch) vor. Solche Substanzen müssen unbedingt von höchstem Reinheitsgrad sein, wenn sie eingenommen werden, weil sie sonst die Gefahr bringen, schon gebundene metallische Gifte erst in den Körper einzuschleusen. Probleme können auch Allergien und Unverträglichkeiten verursachen, weil viele Menschen Immunglobuline (IGE, IGG) gegen diese Heilmittel entwickeln. Ansonsten sind sie für die alltägliche Anwendung zur Förderung der gewöhnlichen Giftausscheidung sehr zu empfehlen. Für eine gezielte Behandlung bei echten Intoxikationen mit Metallbelastungen oberhalb der Normgrenze wirken sie jedoch verhältnismäßig zu unspezifisch und zu langsam, außerdem binden Sie die Metalle nicht in einer stabilen Bindung, sondern können sie „unterwegs“ wieder „verlieren“, so dass es im Körper zu einer Umverteilung der Metalle in andere Bereiche (z. B. Gehirn) kommt. Dies kann für den Patienten weitere und unter Umständen sehr schwerwiegende gesundheitliche Störungen bedeuten.
Wege der Ausscheidung
Chelatkomplexe aus EDTA und DMPS sind wasserlöslich und können deshalb zum Teil über den Stuhl, hauptsächlich aber über die Nieren ausgeschieden werden, sofern diese gut funktionieren und ausreichend Flüssigkeit zugeführt wird. (Eine Nierenfunktionsdiagnostik ist zwingende Voraussetzung vor dem Beginn einer Chelattherapie) Eine erhöhte Trinkmenge während der Infusionen ist deshalb bei mir ein Standard. An Chelat-Tagen sollte die Gesamt-Trinkmenge mindestens 40 ml pro KG Körpergewicht betragen, das bedeutet bei einem 70 Kg schweren Patienten eine Trinkmenge von ca. 2,8 Litern/Tag.
Auswahl des richtigen Chelatbildners
EDTA und DMSA haben die größte Affinität zu den Mineralien und Metallen, die für unseren Körper schädlich sind. Während einer Chelatinfusion bindet ein Chelatormolekül allerdings zunächst das erstbeste Mineral als Zentralmolekül, mit dem es in Kontakt kommt. Solche Chelatkomplexe sind sehr stabil; das heißt, ein einmal gebundenes Mineral-Molekül wird nicht mehr einfach so freigegeben, es sei denn, der Chelatkomplex begegnet einem anderen Mineral-Molekül, zu dem der Chelator eine größere Affinität hat, mit dem er sich, anders ausgedrückt, lieber verbindet. Während der Infusion findet also ein andauerndes Wechselspiel statt, bei dem vorläufig an EDTA und DMSA gebundene Mineralien gegen solche eingetauscht werden, zu denen diese Chelatoren eine höhere Affinität haben. Die Reihenfolge der Affinitäten von verschiedenen Chelatoren zu jeweils anderen Mineralien spielt also eine entscheidende Rolle für deren spezifische Auswahl. Das ist der Grund, warum ich generell am Anfang einer Chelattherapie eine Mineralanalyse des Urins nach einer Standart-Chelat-Provokations-Infusion und/oder oraler Chelat-Einnahme durchführe. Chelat-Infusionen sollten jedenfalls lange genug dauern, damit möglichst viel von den giftigen Metallen in Chelatkomplexen gebunden werden. Wenn zu schnell infundiert wird, kann es sein, dass nur die nützlichen, „guten“ Mineralien gebunden werden und noch nicht gegen alle verfügbaren giftigen Metalle eingetauscht werden konnten. Aus diesem Grunde rate ich dazu, die Infusionen wirklich auszukosten und – zumindest, wenn sie EDTA enthalten – über eine entsprechende Zeit zu strecken. Wobei als Faustregel gilt. Pro Gramm EDTA 1 Stunde Infusionsdauer. Ich empfehle entweder eine Infusion mit 1,5 gr. EDTA und einer Laufzeit von mind. 1,5 Stunden, oder eine Infusion mit 3 gr. EDTA und einer Dauer von mind. 3 Stunden.
Warum entgiften?
Über unser Trinkwasser, die Nahrung, Luft, Pflegemittel und Konsumgüter sind alle Menschen mehr oder weniger großen Metalleinschwemmungen ausgesetzt. Allerdings lagern nicht alle die giftigen Metalle in ihrem Organismus ein.
Potenzierte Metalle werden in der Anthroposophischen Medizin gezielt als Heilmittel eingesetzt, weil sie als wesentliche Einflussmöglichkeiten auf die Ich-Ebene gelten.
Umgekehrt kann eine Überlastung mit bestimmten Metallen eine Lähmung dieser Instanz, also der geistigen Fähigkeiten, sowie der Fähigkeit zur Selbstregulation zur Folge haben. Metallvergiftungen sind häufig die Folge einer zeitweisen Überlastung der Ausscheidungssysteme. Diese mag durch Ernährungsfehler, Infektionen, Ignoranz der eigenen Bedürfnisse, Stress, Übermüdung, Drogenkonsum oder sonstige schwächende Einflüsse entstanden sein, zunächst häufig völlig unbemerkt. Das Ergebnis ist eine körperliche und geistige Resignation.
Metalle
Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Quecksilber und das radioaktive Plutonium sind sehr giftig, auch weil sie häufig sehr reaktionsfreudig sind und physiologisch wichtige Mineralien aus Eiweiß- und Enzymstrukturen verdrängen, so dass diese ihre Funktion nicht mehr aufrechterhalten können. Die Folge sind vielfältige Enzymstörungen im Stoffwechselgeschehen mit unterschiedlichen Folgen und Organbeeinträchtigungen.
Aluminium ist ein Leichtmetall, das einerseits relativ leicht aus dem Körper ausgeschieden werden kann. Bei Überlastung der Entgiftungssysteme kann es allerdings durch Besetzung der Eisenspeicher zu Anämie (Blutarmut) führen; auch wird es mit Knochenerkrankungen und Gelenksentzündungen (Arthritis) in Zusammenhang gebracht. Es kann Enzephalopathien, also Hirnkrankheiten bedingen, die sich in Form von Störungen der Merkfähigkeit, Sprache und Konzentration ankündigen. Bei Antriebslosigkeit und Aggressivität empfehle ich generell, eine Aluminium-Vergiftung abzuklären.
Kurzzeitiger gewollter Entzug von Kalzium mit günstigen Folgen
Kalzium ist an sich gesund: Es erfüllt viele physiologische Aufgaben, wie die Stabilisierung der Knochen, die Regulation von Nerven-, Herz-, Blutgefäß- und Nieren-Funktionen.
Doch Kalzium ist auch Bestandteil der Kalkablagerungen in den Arterien, die den Blutfluss behindern. Arteriosklerose nennt sich diese Erkrankung, die mit ihren Folgen Herzschlag, Hirnschlag, Nierenversagen, und anderen Erkrankungen einhergeht und in Europa und Amerika immer noch die häufigste Todesursache überhaupt ist.
Während der Chelatinfusionen wird der Körper bewusst über Stunden in eine gewollte zeitlich begrenzte, mäßige Hypokalzämie (also Unterversorgung mit Kalzium) geführt. Der Zweck ist, dass währenddessen durch die Umverteilung der Konzentrationen und direktes Herauslösen von Kalzium (auf molekularer Ebene) aus den harten Kalkablagerungen aus den Blutgefäßen, diese wieder weich werden, so dass sonstige Anhaftungen aus Eiweißen und Fetten und Läsionen an den Arterieninnenwänden wieder in den Stoffwechsel integriert und so nach Möglichkeit unter anderem von Fresszellen (Makrophagen) vollends aufgeräumt werden. Die Auflösung der arteriosklerotischen Kalkanteile von Plaques vollzieht sich langsam und auf molekularer Ebene, ohne die Gefahr der Ablösung größerer Stückchen.
Durch den zeitweiligen gewollten Kalziumentzug während einer EDTA-Infusion passiert Folgendes: Sie bewirkt eine kurzfristige Ausschüttung des Nebenschilddrüsen-Hormons PTH (Parathormon oder Parathyrin). Es ist bekannt, dass dieses für eine schnellstmögliche Mehr-Aufnahme von Kalzium in das Blut sorgt. Dies geschieht zunächst über eine kurze Anleihe aus den Knochen, vor allem aber über eine erhöhte Resorption aus dem Darm und aus den Nieren. Kurz nach der Infusion ist also der Kalziumspiegel im Blut ausgeglichen oder sogar hoch. Die kurzzeitig hohe PTH-Ausschüttung wird zugleich mit einer längerfristigen Ankurbelung der körpereigenen Vitamin-D3-Produktion beantwortet. Während PHT innerhalb von Minuten wieder abgebaut wird, bewirkt Vitamin D3 (Calcitriol) eine weitere Stimulierung der Kalziumresorption im Darm und in den Nieren; gleichzeitig veranlasst es einen verstärkten Einbau von Kalzium in die Knochen (so dass diese dadurch stärker mineralisiert werden als vorher) sowie eine nachhaltige Hemmung der PTH-Produktion in der Nebenschilddrüse. Die Chelattherapie betrachte ich deshalb auch als eine Therapie zur Prophylaxe von Osteoporose.
Die Chelat-Therapie ist nach gefäßchirurgischen Operationen (Bypass, Y-Prothese etc.) oder Amputationen ebenfalls möglich. Die Regel ist jedoch, dass die Chelat-Therapie derartig schweren Eingriffen von vorn herein vorbeugt.
Rückerstattung der Mineral-Schuld mit Vitamin-Bonus zur Kräftigung
Während der Chelattherapie findet eine gewollte zeitweilige Unterversorgung mit Kalzium statt. Zum Zwecke der Entgiftung toxischer Metalle nehmen wir dabei zunächst eine vorläufige Ausschwemmung auch anderer wichtiger gesunder Mineralien bewusst in Kauf. Nach einer Pause von 24 Stunden bekommen Sie diese Mineralien entweder in einer oralen Dosierung oder in einer schnell tropfenden Infusion zusammen mit einem hoch dosierten Vitamin C und/oder Aminosäuren wieder zurück.
Wie viel – wie oft – wie lange?
Patienten können sich nach den ersten Infusionen manchmal angestrengt oder müde fühlen, was auf die enorme Entgiftungsleistung des Körpers zurückzuführen ist. Die Gabe von hochdosierten Mineralien und Vitaminen kann dann aber bald zu einer deutlichen Kraft- und Energiezunahme führen. Weil die Dosierung der Chelatoren so gering halten, dass die Therapie schonend und völlig gefahrlos für Ihre Gesundheit verläuft, sind für die eigentliche Wirkung der Chelat-Therapie durch Rückbildung von Kalkablagerungen in den Gefäßen und Ausleitung mindestens 20 Chelat-Infusionen nötig, manchmal sogar mehr.
Die Dauer einer Ausleitung von Schwermetallen ist schwer vorherzusagen, da dies von der Höhe der Belastung, der Art der Schwermetalle und von der individuellen Entgiftungsleistung des Körpers abhängt. Die Behandlungsdauer und Anzahl der Infusionen ergibt sich daher aus den individuellen Ergebnissen der Zwischentestungen der Schwermetall-Urinbelastung.
Welche Untersuchungen und Befunde werden benötigt?
Bitte bringen Sie alle relevanten medizinischen Befunde zum Erstgespräch mit in die Praxis, insbesondere alle Befunde, die den Zustand ihrer Blutgefäße, Ihres Herzens, Ihrer Nieren und Ihres Gehirns beschreiben. Falls Sie keine Vorbefunde haben, können wir alle nötigen Voruntersuchungen durch meine Praxis durchführen lassen, oder Sie bekommen von mir die zu testenden Parameter genannt und können diese durch Ihrem Hausarzt bestimmen lassen.
Nebenwirkungen
Alle unerwünschten Nebenwirkungen sind von vorübergehender Art. Patienten mit empfindlichen Venen empfinden die Infusionen manchmal brennend. In solchen Fällen müssen wir die Tropfgeschwindigkeit reduzieren und gegebenenfalls Substanzen dazugeben, die das Brennen reduzieren. Trotzdem kommt es vor, dass sich Venen entzünden; Verhärtungen, die schlimmstenfalls mehrere Wochen andauern können, bilden sich aber regelmäßig vollständig zurück. Manchmal fühlen sich Patienten, vor allem nach den ersten Infusionen, geschwächt; im Verlauf der Therapie reduziert sich dieses Gefühl meistens und tritt nach mehreren Infusionen nicht mehr auf. Gelegentlich kann eine vorübergehende Änderung des Blutzuckerspiegels für ein paar Stunden auftreten. Sehr selten kommt es vor, dass Patienten während der ersten Infusionen anfangen zu zittern. Ich werde Sie in meiner Praxis noch genauestens über die Wirkungsweisen der Chelat-Infusionen, sowie die möglichen Begleiterscheinungen aufklären.t.
Kritik an der Chelat-Therapie
Wiederholt wurde in der Öffentlichkeit von nicht sachkundigen Therapeuten die Meinung vertreten, die Chelattherapie sei riskant oder schädlich. In Literaturrecherchen nach aktuellen seriösen Studien habe ich jedoch noch keinen konkret dokumentierten Fallbericht gefunden, der eine langfristige oder schwerwiegende Schädigung beschreibt, die durch eine Chelat-Therapie verursacht wurde. Von der Diskussion über wirtschaftspolitische Interessen, die hinter solchen Meldungen stehen mögen, will ich hier absehen. Wenn ich also unterstelle, dass außerhalb offizieller wissenschaftlicher Publikationen dennoch schlechte Erfahrungen mit der Chelat-Therapie gemacht worden sind und ein ernsthaftes Interesse hinter Warnmeldungen steht, Patienten zu schützen, dann kann ich diese aus Erfahrung heraus nur mit der Vermutung begegnen, dass hier Folgen grober Anwendungsfehler gemeint sind. Ein häufiger Vorwurf ist beispielsweise das Gefahrenrisiko durch allgemeinen Verlust von mineralischen Spurenelementen. Da ein adäquater Ausgleich des Mineralverlusts aber ein obligater Bestandteil der Chelat-Therapie ist, besteht ein Risiko nur dann, wenn dieser nicht richtig stattgefunden hat. Als Vergleich verhält es sich so wie mit der Behauptung, Fahrradfahren sei sehr gefährlich: Dies trifft dann zu, wenn das Fahrrad ohne funktionierende Bremsen gefahren wird – aber vernünftigerweise würde das ein erfahrener Fahrradfahrer natürlich nicht tun. Unabhängig davon werden Menschen, die normalerweise nie Fahrrad fahren und es dann doch irgendwann einmal probieren vielleicht fallen, weil sie nicht gewohnt sind, die dafür erforderliche Balance zu halten; solche Menschen werden ihre Erfahrung möglicherweise für einen eindeutigen Beweis für die Gefährlichkeit des Fahrradfahrens halten. Ähnlich verhält es sich mit den sonstigen Vorwürfen an die Chelat-Therapie.
Mein Qualitätsmanagement für Ihre Sicherheit
Deshalb achte ich auf eine gründliche Vorselektierung der Patienten, dass wirklich nur solche Menschen therapiert werden, für die das Verfahren geeignet und erfolgversprechend ist. Ebenso achte ich auf eine ausreichende Wasserversorgung und erinnere Sie an die Notwendigkeit, genügend zu trinken. Geeignete Chelatbildner suche ich nach Zustand des Patienten und unter konsequent standardisierten Bedingungen durchgeführter Mineralanalysen gezielt aus. Die geeignete Dosis wird stets in der angepassten Zeit und in ausreichenden Abständen verabreicht, so dass sich adäquat substituierte Spurenelemente wieder nach jeder Gabe richtig im Organismus verteilen können. Chelator und Mineralsubstitution werden bei uns getrennt infundiert, damit der Chelator einerseits keinesfalls Teile der Substitution bindet; damit wird gewährleistet, dass alle verabreichten Spurenelemente tatsächlich in ausreichender Menge vom Organismus aufgenommen werden, andererseits erhöht dies auch die Wirkung, da der Chelator in kürzerer Zeit und direkter mit den Substanzen Verbindungen eingeht, die ausgeschieden werden sollen. Regelmäßige Untersuchungen während der Therapie halten die Zustandsentwicklung meiner Patienten unter Kontrolle. Durch Mineralanalysen nach festgelegten Therapieabschnitten kann nicht nur der Erfolg kontrolliert werden, sie würden außerdem eventuell auftretende ungünstige Verschiebungen des Mineralhaushalts aufzeigen. In meiner Praxis ist Vorsicht oberstes Gebot. Je nach Bedarf wird die Chelat-Therapie in meiner Praxis durch andere Therapien ergänzt.